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Logo Streetart
Ein Streetartist sprüht Farbe auf eine bunte Wand.

Man muss ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen

Wie Streetart Gutes bewirken kann

Jedes Jahr kürt das Kunstmagazin Artreview die „Power 100“ - die 100 Personen und Gruppen mit dem größten Einfluss auf die aktuelle Kunst. Umso überraschender war es, dass der 1. Platz im Jahr 2020 nicht an einen Künstler ging! Stattdessen wurde eine politische Bewegung geehrt: „Black Lives Matter“. – Warum? Das zeigt schon das einfache Googeln danach, gemeinsam mit dem Stichwort „Kunst“. Es ist leicht sichtbar, wo die Verbindung zwischen Kunst und Politik ist: auf der Straße! Angezeigt werden nämlich viele der unzähligen Streetart-Meisterwerke dieser Bewegung. Warum aber erhoffen sich Aktivisten eigentlich Veränderungen im Land durch Striche, die sie auf eine Wand malen? Schauen wir mal, was Streetart für positive Einflüsse haben kann.

Kunst auf die Straße gesetzt

Es ist nichts Neues, dass Kunst einen positiven Einfluss auf Menschen haben kann. Sie inspiriert, beruhigt oder reißt neue Horizonte auf. Nichtsdestotrotz wird sie meist hinter Mauern für gesonderte Besucher in Museen aufbewahrt. Diese Limitierung durchbricht Streetart komplett und entfesselt dadurch das Potential des Schönen und Besonderen!

Wo Gemälde die Phantasie eines Museumsbesuchers beflügeln, erreicht Streetart auch den, der nie auf die Idee gekommen wäre, einen Fuß ins Museum zu setzen.

Der Mehrwert, den Kunst mit sich bringt, wird allen zugänglich – auch denen, die nicht gedacht hätten, dass es einen Mehrwert gibt.

Abgebildet ist eine Straße in New York aus der Vogelperspektive. Mit orangenen Buchstaben ist auf Englisch geschrieben, dass der Rassismus beendet werden soll.
Die „Black Lives Matter“-Bewegung zeigt, dass politische Meinung auch ästhetisch propagiert werden kann.

@alle bitte

Jetzt stell‘ dir vor, dir brennt eine Botschaft unter den Nägeln – politisch, gesellschaftlich, relevant. Eine Botschaft, die nicht nur dich und deine 100 Follower, sondern alle etwas angeht und raus muss! Was gäbe es da für einen umfassenderen Ort als mitten in der Stadt? – Live, echt und ohne Filter Bubble. – Da, wo keine Algorithmen entscheiden, was angezeigt wird und was nicht. Was auch immer das Thema ist – alle sollen es wissen!

Na, wenn das nicht nach Streetart schreit... Denn, wie es eine Werbe-Kampagne über Plakat-Werbung schon sagte: „Aussenwerbung trifft. Jeden.“! So trifft eine in Streetart ausgedrückte Botschaft. Jeden.

Am Ende kann der Banker wie der Busfahrer erreicht werden und beide können sich ihre Meinung bilden, unabhängig von den Podcasts, die sie hören. – Demokratie in Höchstform!

Mundwinkel hoch

In Städten geht es oft hastig und unbarmherzig zu: „Pass‘ doch auf!“, schon wieder die Bahn verpasst oder lange Schlangen in Einkaufsläden... Wie gut ist es da, dass es Künstler gibt, deren Streetart nicht nur schön, sondern auch witzig ist. So bringt mich wenigstens noch die Hauswand zum Schmunzeln.

Wenn Lachen gesund ist, ist Streetart also die beste Medizin in der alltäglichen Großstadt-Tristesse und kann den Alltag vieler Menschen einfach versüßen.

Upcycling at it’s best

Darüber hinaus, dass Streetart das Stadtleben auflockert und verschönert, kann sie auch dazu beitragen, dass der Wert von Gebäuden gesteigert werden kann. Alte, heruntergekommene Häuser werden auf einmal zum Hingucker und aus einer grauen Nachbarschaft wird ein Künstlerviertel.

Streetart kann also ein sehr günstiger Weg zu einem bezaubernden Facelifting sein.

Einer, der es verstanden hat

Ein gutes Beispiel für einen Künstler, der es verstanden hat, Streetart genau auf die richtige Weise einzusetzen, ist Carlos Mandaro. Er hatte den Wunsch neue Möglichkeiten zu finden, um Menschen als Streetartist zu erreichen und wurde dabei auf die „Catadores“ aufmerksam. So werden in seinem Heimatland Brasilien Menschen genannt, die in Städten unterwegs sind und wiederverwertbare Feststoffe sammeln, um diese dann zu verkaufen. Typisch für die Catadores sind ihre „Carroça“, ihre Wägen, die sie nutzen um das Gesammelte zu transportieren.

Mandaro stellte fest, dass diese Wägen die perfekte Fläche für seine Arbeit bieten und fragte um Erlaubnis, ob er sie besprayen dürfe. Oft durfte er und so konnten seine Botschaften in die Stadt gebracht und gleichzeitig der Ruf der Catadores gesteigert werden. Denn auf einmal schmunzelten Passanten über die Wägen und die Arbeiter wurden wahrgenommen.

Seitdem hat Carlos Mandaro noch viele solcher Caroça verschönert. Außerdem hat er eine Organisation mit dem Namen „Pimp my Caroça“ gegründet, die noch weiteren Künstlern die Möglichkeit gibt, den Catadores die Wägen zu verschönern und darüber hinaus humanitäre Hilfe für sie anzubieten.

Geht doch!

Beim Stichwort „Streetart“ denken viele an heimliche Graffiti an fremden Häuserwänden. Doch muss es Sachbeschädigung beinhalten, dass diese Kunstform etwas bewirkt?

Mandaro beweist das Gegenteil und schöpft dabei voll aus dem Potential, das in Streetart steckt. Passanten können von der Kunst angeregt und inspiriert werden, wichtige Botschaften gehört und den Wagenbesitzern sogar etwas Gutes getan werden. – Und all das ohne, dass illegaler Weise Eigentum beschädigt wird.

Also...

Streetart ist eine Kunstform, die leider oft mit Vandalismus oder Sachbeschädigung zusammenhängt, doch muss man ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen.

Bei allem Negativen, das über Streetart verbreitet wird, muss doch festgehalten werden, dass die Kunstform nicht nur positiv eingesetzt werden kann. Sie birgt sogar großes Potential, Gutes zu bewirken. Es handelt sich hier um freie Kunst für den Alltag von jedermann. Wer das versteht richtig einzusetzen, kann damit vielen eine Freude machen.