Vorstellung eines Künstlers
Banksy: Better out than in
Kunst gehört auf die Straße! Um dafür ein Zeichen zu setzen, hat der bekannte Streetartist Banksy im Oktober 2013 eine Aktion in New York gestartet. Innerhalb eines Monats hat er jeden Tag mindestens ein Kunstwerk in der Stadt erstellt. Die Aktion benannte er „Better out than in“. Der Titel bezog sich auf das Zitat des französischen Malers Paul Cézanne, welcher sagte: "All pictures painted inside, in the studio, will never be as good as those done outside." Selbst wenn du die Schönheit eines Werkes nicht auf den ersten Blick erkennst, lohnt sich ein zweiter Blick darauf. Wahrscheinlich entdeckst du mehr darin als zuvor vermutet.
“Graffiti is one of the few tools you have if you have almost nothing. And even if you don't come up
with a picture to cure world poverty you can make someone smile while they're having a piss.”
Who ’s Banksy?
Um sich einen Namen in der Szene zu machen und bekannte*r Künstler*in zu werden, muss man aus der Menge herausstechen. Jeder Artist muss seine eigene Kunstsprache entdecken. Doch das ist gar nicht so leicht und kann einige Zeit dauern. Allein bekannt werden ist jedoch nicht das Wichtigste. Es kommt vor allem darauf an, für sich selbst den richtigen Weg zu finden, Kritik zu äußern, Kunst zu produzieren und ein bisschen zu provozieren.
Das alles hat Banksy, ein sehr bekannter britischer Streetartist, geschafft. Die Bilder, welche er schafft, erstaunen und überraschen Passanten. Gespannt warten seine Fans darauf, wann und wo er wohl das nächste Mal seine Handschrift hinterlassen wird. Seit den 90er-Jahren ist er in der Szene aktiv. Einige seiner Kunstwerke werden mittlerweile für mehrere Millionen versteigert. Manche Hausbesitzer*innen trennen diese sogar aus der Hauswand heraus, um sie zu verkaufen! Doch trotz allem hat er es geschafft, seine Identität vor der Öffentlichkeit geheim zu halten und ausdrucksstark seine Meinung zu verbreiten. Es ranken sich zahlreiche Theorien um seine Person, doch bestätigt ist keine Einzige. Viel wichtiger als diese ist jedoch seine kreative Art, Kritik zu äußern. Schon mal von ihm gehört?
Schablonen wie im Kindergarten
Banksys Streetart taucht wie aus dem Nichts meist über die Nacht hinweg an den ungewöhnlichsten Orten auf, ohne dass jemand etwas bemerkt. Aber warum geht das so schnell?
Der einfache Grund dafür ist, dass er mit Stencils arbeitet. Das sind Schablonen, welche schon im Vorhinein angefertigt werden. Dadurch erleichtert er sich beim Sprayen zum einen die Arbeit, zum anderen verkürzt er den Prozess. Davor muss er jedoch auch einige Zeit hineinstecken. So eine Schablone erstellt sich nämlich nicht von selbst. Natürlich kommen dazu noch seine jahrelange Erfahrung und sein beachtliches Talent. Hat Banksy die Grundform durch die Schablone übertragen, erweitert er diese durch Details mit weiteren Stencils, freihändigem Sprühen, Pinsel und so weiter. Die Möglichkeiten sind vielfältig und laden dazu ein, ständig neue kreative Wege zu finden, seine Streetart noch besonderer zu machen. Im Bild siehst du eine sehr vereinfachte Darstellung einer Schablone und wie sie verwendet wird. Die Schablonen, mit welchen Banksy arbeitet, sind deutlich detailreicher und aufwendiger gestaltet.
Wenn du genau sehen möchtest, wie Banksy arbeitet, schau doch mal auf seinem Blog vorbei! Dort gibt es ein Video, welches ihn in der Nacht beim Sprayen zeigt.
Schuss auf den Frieden – Das Spiel mit Gegensätzen
Durch seine ironische und humorvolle Ausdrucksweise möchte er vor allem Kritik an globalen Krisen, Konsumverhalten, Gesellschaft, Krieg etc. üben. Banksy liebt es, mit Gegensätzen und unerwarteten Bildern zu spielen: Kinder stellt er in Gegensatz zu Krieg und Zerstörung dar. Auf eine Friedenstaube wird gezielt. Durch ein scheinbares Loch in einer massiven Mauer wird eine versteckte magische Welt gezeigt. Er stellt Zerstörung in Kontrast zu Unschuld, Krieg in Kontrast zu Frieden, Begrenzendes in Kontrast zu Freiheit.
Außerdem möchte er mit seinen Werken die Welt so darstellen, wie er sie gerne hätte. Warum sollten wir nicht auf einem Bushaltestellendach tanzen?
Das Mädchen ist im Eimer
– Banksys geschreddertes Bild
Banksy nutzt nicht nur das typische Sprayen auf Wände, um Kunst zu schaffen. Er kreiert zudem Installationen und erstellt Drucke seiner Kunst.
Eines seiner Werke hat er bei einer Auktion sogar bis zur Hälfte live geschreddert! Sein ursprünglicher Gedanke war es, das Bild komplett zu zerstören, scheiterte daran jedoch bei der tatsächlichen Ausführung. So entstand ein neues Werk, welches er nachträglich von „Girl with a balloon“ in „Love is in the bin“ umbenannt hat. Sein eigentliches Ziel, ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung der Kunst zu setzen, hat er nicht erreicht. Das Gegenteil war der Fall. Der Wert des Bildes steigerte sich um Welten.
2018 wurde es für 1,2 Millionen Pfund verkauft. Drei Jahre später wurde es erneut versteigert. Du denkst 1,2 Millionen ist schon viel? Dann setz dich jetzt mal lieber! Bei der letzten Auktion ging das Bild für sage und schreibe 16 Millionen Pfund an den*die nächste*n Besitzer*in!
Für fast ein Jahr hing das Werk sogar in der Staatsgalerie Stuttgart. Somit kann man „Love is in the bin“ schon gar nicht mehr als Streetart bezeichnen. Es wurde lediglich von einem Streetartist erstellt. Auf die Botschaft wurde trotzdem jede*r aufmerksam.
Nicht wegsehen!
Das letzte Mal aktiv war Banksy im November 2022 in der Ukraine. Offensichtlich möchte er mit diesen Bildern auf den noch immer andauernden Krieg zwischen Russland und der Ukraine hinweisen. Er möchte die Aufmerksamkeit gezielt auf die Krisengebiete und die Situation dort lenken. Niemand soll die Augen vor dieser sinnlosen Zerstörung verschließen. Ganz ungefährlich ist das aber natürlich nicht, da er die Werke in der Ukraine an die Mauern gesprayt hat. Auch hier arbeitet er viel mit Gegensätzen, Kindern und Ironie. Spielende Kinder in der zerbombten Stadt, ein Mann, der sich in seinem zerstörten Haus seelenruhig badet, eine Frau im Morgenmantel mit Gasmaske und Feuerlöscher in den Händen. Banksy spielt mit den Erwartungen der Menschen. Er möchte mit seiner Kunst überraschen und zeigt Momentaufnahmen, welche so eigentlich nicht in den Kontext gehören. Niemand würde in einer solchen zerstörten Umgebung mit diesen Situationen rechnen. Gerade deshalb stechen sie heraus und regen zum Nachdenken an.
Alles hat ein Ende, nur die Kunst hat keins
Banksy ist ein außergewöhnlicher Künstler, der weiß, welche Sprache er einsetzen muss, um seine Botschaft unter die Leute zu bringen. Sein Ziel ist es, die Präsenz wichtiger Themen in der alltäglichen Umgebung zu erhöhen und Kritik zu üben.
“Think outside the box, collapse the box,
and take a fucking sharp knife to it.”
Was heißt das nun für dich? – Habe Mut zu überraschen. Probiere Neues und Kreatives. So fällst du auf. Die Werke von Banksy sind noch lange nicht das Ende. Es gibt noch so vieles, was ausprobiert werden kann. Denke unkonventionell und „outside the box“.
Wenn es dich schon in den Fingerspitzen juckt, zur Sprühdose zu greifen, lies dir doch vorher noch den Artikel „Nacht und Nebel: Muss das sein?“ durch. So erfährst du, auf welche Weisen du legal Streetart produzieren kannst!
PS: Du hast noch nicht genug? Dann schau dir den beeindruckenden Film „Exit through the Gift Shop“ von Banksy an. In diesem erfährst du mehr über die Arbeit im Verborgenen und weitere interessante Artists. Es lohnt sich, reinzuschauen!